Aufgrund von baulichen Veränderungen ist der Aussichtspunkt auf dem 2. Hof in Richtung der Stadt Vranov n Dyjí vom 1. Juli 2024 bis auf weiteres komplett geschlossen.
FRAINER STEINGUT
Seine Geschichte, seine Bedeutung und Nutzung bei der Ausgestaltung der Innenräume für den Hauptrundgang
Gründung, Aufstieg bis zum Höhepunkt, Niedergang
Die berühmte Frainer Steingutmanufaktur wurde 1799 von Josef Weiss gegründet. 1816 kaufte sie der Besitzer des Frainer Dominiums Stanislaw Mniszek, er stellte neue Arbeitskräfte ein und erweiterte das Sortiment, zudem verminderte er die Herstellungskosten und verbesserte die Technologie. 1828 erwarb er die Alleinberechtigung für die Produktion neuer Wedgwood-Arten, und um 1832 führt er die billige, attraktive und damals moderne Methode des gedruckten Dekors ein.
Die dreißiger und vierziger Jahre sind für die Manufaktur eine Periode des höchsten Aufschwungs. Es wird ein umfangreiches Warensortiment gefertigt, das den tschechischen und ausländischen Markt überschwemmt - darunter Speiseservices, Toilettengarnituren, Schreib- und Rauchergarnituren, aber auch Blumentöpfe, Vasen, Kaffeemaschinen und Heizgefäße. Rund 80 Beschäftigte, denen eine von einer Dampfmaschine angetriebene Tonmühle, 4 Brennöfen und 25 Töpferscheiben zur Verfügung stehen, verarbeiten jährlich bemerkenswerte 2400 Klafter Holz und 10 000 Meterzentner einer Masse, aus der etwa "siebeneinhalb Tausend Stück Geschirr ungewöhnlicher Schönheit und Qualität" hergestellt werden.
Ende der vierziger Jahre und während der fünfziger Jahre beginnen sich ernste Produktions- und Absatzschwierigkeiten anzuhäufen, die besonders durch die Konkurrenz des nahe gelegenen Werks in Kravsko und durch den Wettbewerb mit dem zunehmend perfekteren und billigeren Porzellan verursacht wird. Ende der siebziger Jahre erreicht die Krise ihren Höhepunkt. Dabei hilft auch nicht die Produktion von Gebrauchsgeschirr mit minderem künstlerischen Wert und von rein technischem Steingut, auch nicht der Steingutexport in die Türkei und nach Italien und der allgemein findigere Handel, der besser auf die Bedürfnisse des Marktes reagiert. 1882 wird die Manufaktur geschlossen.
Das frainer Steingut im Kontext seiner Zeit
Wenn wir die Produktion als Ganzes bewerten, müssen wir vornehmlich die Meisterhaftigkeit bewundern, mit welcher die Frainer Keramikarbeiter die technolo-gischen Finessen der Technologie beherrschten. In diesem Sinn entsteht vor- nehmlich das ursprüngliche glatte Dürenbecker Wedgwood, das sich durch Festigkeit und Qualität der Glasur, Haltbarkeit und überhaupt hohe Funktionalität auszeichnet. Eine perfekte Ausführung zeigt zudem das Steingut auf, das von Hand mit Blumen-, Landschafts - und geometrischen Motiven oder mit einem plastischen Dekor mit oftmals kompliziertem Durchbrechen und Meißeln der Keramikmasse verziert ist. So betrachtet erreichte die Manufaktur ein sehr gutes Niveau und sie erwarb sich einen würdevollen Platz an der Seite der bedeutendsten Fabriken in der Monarchie.
Das ästhetische Niveau der meisten erhalten gebliebenen Erzeugnisse, deren repräsentative Sammlung die erste Besuchertrasse des Schlosses zeigt, ist gleichfalls außergewöhnlich, besonders der klassizistische Teil der Produktion aus den dreißiger und vom Beginn der vierziger Jahre. Auch wenn das Frainer Steingut, vornehmlich in den Anfängen, von fremden Mustern beeinflusst wurde, setzte sich allmählich durch die eigenen Modellierer und Maler eine eigen-ständige Gestaltung durch und es übte teilweise einen Einfluss auf das künstlerische Niveau der Produkte anderer Keramikmanufakturen aus. Die Steingut- produktion ist ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der mitteleuropäischen Kultur. Mit ihrem Beispiel für die kreative Übernahme fremdländischer Inspirationen und mit ihrer individuellen gestalterischen und technologischen Entwicklung liefert sie für die heutige Zeit eine wertvolle Inspiration.
Frainer Steingut in den Räumen des Hauptrundganges
Das Steingut wird in einer repräsentativen Kollektion als wichtiger Bestandteil der Raumgestaltung gezeigt. Die Ausstellungsstücke stammen zumeist aus der planmäßig zusammengestellten Mniszek- und Stadnicki-Sammlung, d. h. der ehemaligen Besitzer des Schlosses im 19. Jh. Sie stellt die umfangreichste Sammlung von authentischen Steinguterzeugnissen der hiesigen Fabrik dar, deren Produkte auch in zahlreichen Kollektionen in der Mährischen Galerie in Brünn (Brno) und im Südmährischen Museum in Znaim (Znojmo), im Kunstgewerbemuseum Prag, aber auch in Privatsammlungen und in Sammlungen bedeutender kultureller Einrichtungen in Europa zu sehen sind.
In den Räumen des Hauptrundganges können die Besucher die ältesten Gefäße aus schwarzem, rotbraunem und gelbem Wegdwood sehen. Es handelt sich vor allem um Tabletts, Kannen, Tassen, Tintenfässer, Soßenterrinen, Salzfässchen, Schüsseln, Teller oder Zuckerdosen sowie anderes Speisegeschirr aus dem 1. Viertel des 19. Jh. Besonders anziehend ist auch das sog. Dürenbeck-Wedgwood in einem dezenten Pastellfarbton, das in Frain erfunden wurde und das ein außerordentliches Phänomen darstellt und einen originellen Beitrag zur Keramikproduktion dieser Zeit geleistet hat.
Der Begleiter der Gruppe macht auf verschiedene Arten von dekorativen Vasen in Luxusausführung und auf die Art der Verzierungen an Speise-, Kaffee- und Teeservice sowie an Schreibtisch- und Toilettengarnituren aufmerksam. Die Besucher werden mit dem Reliefdekor, der Art der Vergoldung, der bunten Bemalung und der Aufdrucke vertraut gemacht, bei denen oft das Schlossmotiv eine Rolle spielt. Einige von ihnen sind dann in der folgenden Fotogalerie zu entdecken.
Das Erzeugnissortiment der Steingutfabrik bringt Ihnen die Fotogalerie „Frainer Steingut“ nahe.